Von der Etsch bis an den Wörsbach

Anlässlich des 20jährigen Jubiläums des Freundeskreises Uglitsch organisierte der RSV Idstein eine Freundschaftsradtour von Lana in Südtirol nach Idstein. Vorbild war die Tour Görlitz – Idstein vor fünf Jahren. Auf dem Programm standen sechs Etappen und ein Ruhetag. Zunächst aber galt es eine logistische Herausforderung zu meistern und insgesamt 18 Räder sowie sieben RSVler nach Lana zu befördern. Die Räder wurden von Holger Meixner bereits einen Tag vorab im Kleintransporter nach Lana gebracht. Einen Tag später am Samstag startete dann das übrige RSV-Team im Kleinbus um unterwegs Holger nach Rückgabe des Transportes im Allgäu aufzunehmen.

Nach knapp 10stündiger Fahrt in Lana angekommen war die Begrüßung mit unseren russischen Freunden, die zum Teil über München mit dem Flugzeug und per PKW angereist waren sehr herzlich. Dr. Stauder, Bürgermeister der Marktgemeinde Lana, veranstaltete zur Begrüßung ein Grillfest im Garten des örtlichen Vereinshauses. Anschließend galt es noch die Leihfahrräder, überwiegend aus den Reihen der RSV-Mitglieder, unter den russischen Freunden zu verteilen und anzupassen. Ein besonders hochwertiges Rad wurde von der Firma Canyon Bicycles GmbH aus Koblenz für den einzigen „Profi“ unter den russischen Radsportfreunden, Dima aus Moskau, bereitgestellt.

Nachdem alle ein mehr oder weniger passendes Rad gefunden hatten ging es, begleitet von den guten Wünschen von Dr. Stauder und einem Guide aus Lana, auf die erste Etappe nach Nauders. Bei strahlendem Sonnenschein führte der Weg zunächst immer an der Etsch entlang auf dem schönen Vinschgauradweg. Auf halbem Weg in Glurns verabschiedete sich unser Südtiroler Guide und wir nahmen den ersten ernstzunehmenden Berg, den Reschenpass, in Angriff. Spätestens hier zeigten sich deutliche Leistungsunterschiede im Fahrerfeld. Ist die Topografie in Uglitsch und Umgebung doch gänzlich anders als in den Alpen. Die einen fahrend, andere schiebend angekommen am Reschensee, war es das erste Etappenziel nicht mehr weit. Leider kam in Sichtweite unseres Hotels noch zu einem unglücklichen Zusammenstoß einer jungen russischen Sportfreundin mit unserem Senior Erich, der sich bei einem draus resultierenden Sturz verletzte und die Tour leider nicht fortsetzen konnte. Wir wünschen ihm gute Besserung und dass er möglich bald wieder aufs Rad kommt an dieser Stelle. Am nächsten Tag regnete es zunächst in Strömen und keine hatte Lust das schützende Hotel zu verlassen. Etappenfahrt heißt aber fahren auch wenn die Bedingungen nicht dazu einladen. Die Norbertshöhe passiert ließ der Regen aber schon nach und auf dem Inntalradweg kam bereits wieder die Sonne durch. Nach der ersten Pause in Landeck stand die wohl größte Herausforderung der gesamten Tour, der Arlbergpass bevor. Gerüchte machten sich breit, dass dieser aufgrund Bauarbeiten gesperrt sei. Allerdings wiesen keinerlei Schilder auf der Anfahrt darauf hin. In der Passübersicht auf der Bundesstraße hinter Landeck war er als „offen“ mit grünem Punkt markiert. So fuhren wir munter weiter bis St. Anton, wo am Ortsausgang dann das erste Schild stand, was auf eine Sperrung hindeutete. Mangels Alternative fuhren wir weiter bis zu Passhöhe. Oben angekommen mussten wir dann leider erkennen, dass es selbst für Radfahrer kein Durchkommen gibt. Schweres Gerät war im Einsatz, um die Fahrbahn auf gesamter Breite zu erneuern. Jetzt war guter Rat teuer, denn am Abend mussten wir in Feldkirch sein, wo unser nächstes Quartier verbindlich gebucht war. Unser Begleitbus war bereits durch den Arlbergtunnel vorgefahren und hätte auch nicht die ganze Gruppe transportieren können. So blieb uns nur die Option nach St. Anton zurückzufahren und per ÖBB durch den Tunnel zu fahren.

In Feldkirch angekommen lagen die Berge erst einmal hinter uns und eine für viele Beteiligte angenehme Flachetappe im Rheintal und entlang des Bodensees stand bevor. Inzwischen war auch der Spätsommer zurückgekehrt, so dass einige sich unterwegs bei einem Bad im Bodensee erfrischt haben. Nach einem weiteren Stopp im malerischen Stein am Rhein erreichten wir das 3. Etappenziel Neuhausen am Rheinfall. Unser Quartier hier war eines der ganz besonderen Art. Gut geschützt übernachteten wir im Luftschutzbunker der Stadt in der Rheinfallhalle.

Nach Besichtigung des Rheinfalls am nächsten Morgen wieder bei strahlendem Sonnenschein galt es das letzte Mal Berge zu überwinden. Der Schwarzwald lag auf dem Weg zum nächsten Etappenziel der Jugendherberge Schloss Ortenberg. Die Anstiege des höchsten deutschen Mittelgebirges waren nochmal eine große Herausforderung für unsere Freunde aus Russland. Angekommen auf Schloss Ortenberg wurden wir entschädigt mit einem tollen Spätsommerabend auf dem Schloss mit Blick über die Rheinebene.

Am Ruhetag stand ein Ausflug ohne Fahrräder in die Europastadt Straßburg auf dem Programm. Bei hochsommerlichen Temperaturen haben wir sowohl zu Fuß, als auch mit einem Panoramaschiff die schöne Stadt und das Europaparlament besichtigt sowie Einblicke in die Geschichte erhalten.

Am nächsten Tag galt es wieder aufs Rad zu steigen, die vorletzte Etappe führte über Baden-Baden überwiegend flach nach Heidelberg am Neckar und war mit 150 der längste Tagesabschnitt. Nur wenig Zeit bleib uns am letzten Tag die Schönheit Heidelbergs zu entdecken, wurden wir doch am Nachmittag von den Freunden des FKU und Vertretern der Stadt in Idstein sehnsüchtig erwartet. Kurz vor überqueren der Mainlinie kamen uns noch drei Vereinskollegen entgegen, um uns auf den letzten Kilometern zu begleiten. Diese letzten Kilometer hinauf auf die Hügel des Taunus forderten unseren russischen Freunden noch einmal alles ab. Den Schlussanstieg von Heftrich nach Idstein haben die letzten im Feld zu Fuß absolviert, so dass eine ganze Weile dauerte bis sich die Gruppe am Waldparkplatz formiert hatte, um ganz nach den Gedanken einer Freundschaftour gemeinsam ins Ziel zu fahren.

Der Empfang, symbolträchtig gewählt, in der Uglitscher Straße war ausgesprochen herzlich. Nach offizieller Begrüßung durch Heinz-Egon Baasch (FKU) und Thomas Zarda (Stadt Idstein) konnten sich Radler erfrischen und stärken. Anschließend bezogen die russischen Freunde ihr „Sporthotel“ in der Erivan-Haub-Halle was der TV 1844 Idstein freundlicher Weise bereitgestellt hatte, um sich von den Anstrengungen der Tour zu erholen. Am Abend gab es auf Einladung von Rainer Käs aus Wörsdorf ein tolles Grillfest zur Begrüßung der Radler und offiziellen Delegation anlässlich des Partnerschaftsjubiläums, mit ausreichend Gelegenheit die Eindrücke der Tour auszutauschen.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert